Leseprobe
aus: Horst Werner: Fernsehen machen, uvk 2009
... "Es dauerte nicht lange, bis ich erkannte, wie die formale und informelle Hierarchie in der Redaktion aussah, wer als guter Autor angesehen war, wessen Themen unbesehen genommen wurden und wer mühsam kämpfen musste, weil seine Geschichten z.B. nicht genügend anrecherchiert waren.
Seit dieser Zeit habe ich mir Folgendes zum Prinzip gemacht: Wenn ich eine Redaktion verstehen will, setze ich mich einfach mitten in eine Konferenz, um die Kommunikations- und Machtstränge zu analysieren.
Zwar ist ein Redaktionsleiter formal verantwortlich, er gibt letztlich auch jede Story in Auftrag und nimmt sie ab (oder delegiert dies an einen CvD = Chef vom Dienst seines Vertrauens), aber häufig sind da andere, erfahrenere Kollegen, die das Meinungsklima bestimmen und gravierend über den Kurs der Redaktion mitentscheiden.
Es lohnt sich also, Zeit zu investieren, um ein Gefühl für die Balance der Redaktion zu entwickeln. Wer diese Strömungen nämlich nicht versteht, wird niemals Erfolg haben. Wer auf das „falsche Pferd“ setzt, muss automatisch scheitern, auch dann, wenn er noch so gute Ideen entwickelt."
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